Taktile Comics für blinde und sehbehinderte Leserinnen und Leser sind eine gut gemeinte Idee, die jedoch in der praktischen Umsetzung schnel an Grenzen stößt. Besonders für Geburtsblinde ist das Konzept des Comics schwierig, in dem die Unterschiede zwischen Abbildungen bedeutungs- und erzählungstragend sind: zwar können Bilder im relief oder auf andere tastbare Form mit den Händen lesbar werden, aber der Vergleich und der damit verbundene Leseaufwand sind enorm. Auch die räumlichen Konzepte, die dabei Bedeutung bekommen, müssen erst gelernt werden.
Wohingegen für Blinde mit Vorerfahrung von Comics und Bilderbüchern (vor der Erblindung) taktile Comics Freude machen können, so scheint das Prizip Comic für die allermeisten Geburtsblinden höchstens als intellektuelle Herausforderung von Interesse, Lesen zur Unterhaltung jedoch geschieht anders für diese Zielgruppe. Grenzen der medialen Anwendbarkeit und Zugänglichkeit werden diskutiert, die Gefahren von Fehleinschätzungen bei medialen Entwicklungen und Anwendungen, samt deren Erforschung, werden am Beispiel vertieft.